Kurzwaffe Mehrdistanz
Wie der Disziplinname schon verrät, gibt der Schütze beim Mehrdistanzschießen seine Schüsse von unterschiedlichen Positionen aus ab (aus 20, 15, zehn und fünf Metern).
Dazu kommen unterschiedliche Anschlagsarten: so ist auch das einhändige Schießen mit der schwachen und starken Hand gefordert; zudem gibt es auch eine Position im knieend-Anschlag. Der Reiz dieser Disziplin wird dadurch erhöht, dass grundsätzlich jeweils fünf Schuss in zehn Sekunden abgegeben werden müssen.
Generell sollte ein BDS-Schütze die Schussabgabe in Fünferserien aus dem Effeff beherrschen. Diese Anforderung zieht sich durch fast alle Disziplinen - ganz besonders in der Disziplin Mehrdistanz.
Das Mehrdistanzschießen ist nicht nur eine ideale Vorbereitung zum IPSC-Schießen, sondern auch eine prima Ergänzung. Zwar darf sich der Schütze nie mit einer geladenen Waffe von einer Position zur anderen begeben, dennoch: ein Holster ist zwingend vorgeschrieben und zum Teil agiert der Schütze wie beim IPSC allein unter Zeitdruck auf dem Parcours.
Die Regeln mögen am Anfang etwas verwirrend erscheinen, verfestigen sich aber schon nach wenigen Trainingsabenden. Grundsätzlich werden beim Mehrdistanzschießen 40 Schuss in der Wertung abgegeben: 20 Schuss im Teil „Fertigkeitsschießen“ und 20 Schuss im Teil „Parcoursschießen“. Zu erreichen sind also maximal 400 Ringe auf der normalen BDS-Kurzwaffenscheibe.
Im Teil „Fertigkeitsschießen“ geht es darum, an vier Positionen jeweils fünf Schuss in maximal zehn Sekunden abzugeben:
- auf 5 Meter stehend mit der schussschwachen Hand
- auf 10 Meter stehend mit der schussstarken Hand
- auf 15 Meter beidhändig stehend
- auf 20 Meter beidhändig stehend
Beim Fertigkeitsschießen stehen meist mehrere Personen gemeinsam auf einer Feuerlinie. Auf Kommando laden alle Schützen fünf Patronen und senken ihre Waffen auf 45 Grad ab. Geschossen wird nach Timersignal innerhalb von zehn Sekunden - oder die Scheibendrehanlage dreht die Scheiben den Schützen für genau zehn Sekunden zu.
Es zählen hier immer nur die jeweils zehn Sekunden Schusszeit auf der entsprechenden Position. Die benötigte Zeit für das Laden, das Aufmunitionieren von Magazinen und für die Positionswechsel spielen beim Fertigkeitsschießen noch keine Rolle.
Anders beim „Parcoursschießen“: in diesem Teil befindet sich immer nur ein Schütze auf der Schießbahn und absolviert seinen Durchgang allein auf den Distanzen 20, 15, zehn und fünf Meter - auf vier unterschiedlichen Scheiben. Es werden auf jeder Scheibe wieder fünf Schuss abgegeben.
Das „Nachvornlaufen“ geschieht also diagonal. Man bewegt sich von der 20-Meter-Position auf die 15-Meter-Position, in dem man von Scheibe 1 zu Scheibe 2 wechselt usw. Am Ende kommt man auf der 5-Meter-Position auf Scheibe 4 an.
Der persönliche Zeitbedarf ist im Parcoursteil variabel - auch wenn man grundsätzlich wieder rund zehn Sekunden für fünf Schuss einplanen sollte. Vom ersten bis zum letzten Schuss zählt nämlich auch die Zeit fürs Nachladen und die insgesamt drei Positionswechsel, so dass dieser Teil des Mehrdistanzschießens besonders rasant und actionreich daherkommt.
Dabei gibt es folgende Möglichkeiten:
- ein Pistolenschütze startet mit vorgeladenen Magazinen zu je fünf Patronen und hat für den Parcours 60 Sekunden Zeit
- ein Revolverschütze startet mit Speedloadern zu je fünf Patronen und hat für den Parcours 70 Sekunden Zeit
- ein Pistolen- oder Revolverschütze lädt während der Positionswechsel manuell nach und hat für den Parcours 80 Sekunden Zeit. Bei dieser Variante empfiehlt es sich, einen „Bauchladen“ zu tragen. Das sind selbstgebastelte Munitionskästchen, die am Gürtel befestigt werden und aus denen der Schütze die einzelnen Patronen intuitiv greifen kann - wer aus der Hosentasche nachlädt, braucht zwangsläufig einige Sekunden mehr
Mit einem Timer wird die Zeit des letzten Schusses gemessen und auf volle Sekunden abgerundet. Für jede überschrittene Sekunde der fest definierten Zeit wird ein Ring abgezogen. Absolviert der Schütze den Parcours allerdings schneller als die definierte Zeit, gibt es keinen Bonus.
Unbedingt zu beachten ist, dass sich der Schütze nie mit einer geladenen Waffe auf der Schießanlage bewegen darf. Ein Magazin darf also erst in eine Pistole eingeführt werden, wenn die nächste Schießposition erreicht ist. Bei Revolverschützen gilt, dass die Trommel erst an der Schießposition eingeschwenkt werden darf.
Pistolenschützen, die ihre Magazine beim diagonalen Vorgehen manuell nachladen, müssen ihre Waffe dabei holstern (durchaus auch mit offenem Verschluss, um Zeit zu sparen). Revolverschützen laden direkt beim diagonalen Vorgehen in die Trommel nach, schwenken diese aber nicht schon beim Vorgehen ein.
Abzugeben sind jeweils fünf Schuss:
- auf 20 Meter beidhändig stehend
- auf 15 Meter beidhändig knieend (mindestens ein Knie berührt den Boden)
- auf 10 Meter beidhändig stehend
- auf 5 Meter einhändig stehend (egal, welche Hand)
Achtung: die Anschlagsarten beim Fertigkeitsschießen unterscheiden sich fast komplett von denen im Parcoursteil. Nur die 20-Meter-Position ist deckungsgleich (beidhändig stehend).
Wichtig für IPSC-Schützen: das Einführen eines geladenen Magazins beim Vorgehen ist verboten und führt zur sofortigen Disqualifikation. Hier unterscheidet sich das Mehrdistanzschießen absolut vom IPSC-Schießen. BDS-Schützen, die in beiden Disziplinen aktiv sind, müssen hier also besonders aufpassen. Dies gilt auch für das gewohnheitsmäßige Holstern einer geladenen Waffe - auch dies führt beim Mehrdistanzschießen zur sofortigen Disqualifikation.